Anfang März veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Wenn Worte verletzen: Verbale Gewalt und Hass gegen Frauen“ im Stadtgalerie Café am Markt.
Anlässlich des internationalen Frauentages hatte die AsF vier Expertinnen eingeladen, um über Misstände aufzuklären und für einen sensibleren Umgangston in der Gesellschaft sowie eine sanftere Sprache im Internet zu werben.
Dass heutzutage besonders häufig Frauen zur Zielscheibe persönlicher Anfeindungen, Beleidigungen und sogar sexualisierter Gewaltandrohung würden, stellte die AsF-Vorsitzende Julia Schwanholz in ihrer Einführung als eine bedrohliche Entwicklung heraus. Wenn dies Online und analog gleichermaßen geschehe und auch der gerichtliche Weg kaum dagegen schütze, würden Wertekompass und Vertrauen in den Rechtsstaat auf die Probe gestellt. Beispielgebend hierfür sind bundesweit bekannt gewordene Fälle der Berliner SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli und der Grünen-Politikerin Renate Künast. Auch Gerichte schützten beide Politikerinnen nachträglich nicht vor spachlicher Gewalt, Hass und Hetze. Dies, so fasste Julia Schwanholz zusammen, sei kaum nachvollziehbar und höchst erklärungsbedürftig.
Juristische Expertise zu beiden Fällen steuerte die Fachanwältin für Strafrecht, Martina Goldkamp-Abraham, bei. Sie ordnete die Gerichtsurteile ein und klärte das Publikum über Zuständigkeiten im deutschen Zivil- und Strafrecht auf.
Die Leiterin der Polizeiinspektion Osnabrück, Andrea Menke, gab ergänzend dazu Einsichten in die tägliche Arbeit von Polizeibeamtinnen und -beamten. Diese würden regelmäßig geschult und nach schwierigen Einsätzen auch psychologisch betreut. Bei Einsätzen sei zwar kein Unterschied zwischen verbalen Entgleisungen in Bezug auf Männer und Frauen festzustellen, doch habe die Gewaltbereitschaft insgesamt zugenommen und richte sich sowohl verbal als auch körperlich mittlerweile oft sogar gezielt gegen die Staatsgewalt. Den Anwensenden gab Andrea Menke mit auf den Weg, stets achtsam zu sein und Mitmenschen anzusprechen oder auch gezielt nachzufragen, wenn ein „komisches Gefühl“ bestehe. Nur wenn der gesellschaftliche und zwischenmenschliche Austausch nicht abreiße, könne man Fälle jeder Art von Gewalt gegen Menschen aufdecken und diese auch gemeinsam gezielt bekämpfen.
Sabine Strotmann gab zu bedenken, verbale Gewalt in Beziehungen entlade sich nur selten spontan, sondern baue sich über Zeit und verschiedene Eskalationsstufen hinweg auf. Sie arbeitet seit 30 Jahren im autonomen Frauenhaus Osnabrück mit Frauen, die über Jahrzehnte beleidigt und beschimpft worden sind. Bevor sie Hilfe suchten, seien sie oft systematisch erniedrigt worden. Auch Strotmann wies auf die stetig ansteigenden Opferzahlen deutschlandweit und in Osnabrück hin.
Dr. Josephine Schmitt zeigte schließlich auf, dass verbale Gewalt kein neues Phänomen sei. Vielmehr träten Hass und Hetze im Internet und in Sozialen Netzwerken sichtbarer zutage. Auch für rechte bis rechtsexteme Gruppen sei das Netz von Vorteil, weil sie sich besser organisieren und ihre Inhalte gezielter platzieren könnten als dies früher möglich war.
Ein Abend, der im Zeichen unserer Sprache stand, endete mit klaren Worten und entließ die Gäste zugleich mit viel mehr Fragen als Antworten.