
Wie wollen wir in Zukunft leben?
In den Mittelpunkt ihrer Bewerbungsrede stellte Antje Antworten auf die Frage, wie wir gemeinsam in Zukunft leben wollen. Sie sprach sich ausdrücklich für eine sichere und gerecht bezahlte Arbeit aus. Dazu seien Nachbesserungen beim Mindestlohn unabdingbar, besonders um Altersarmut zu verhindern. „Arbeit ist die Grundlage unseres Wohlstands. Niemand darf trotz Arbeit arm sein“, rief Antje den Delegierten zu. Leiharbeit und ungewollte Teilzeit müssten eingeschränkt werden, die gesetzliche Rentenversicherung gestärkt werden.
Beruf und Familie unter einen Hut bringen können
Unter dem Stichwort „Gute Arbeit“ sei aber auch gleiche Bezahlung und Chancengleichheit für Frauen und Männer zu verstehen. Es könne nicht sein, dass Frauen aufgrund ihrer familiären Sorgetätigkeit ausgeschlossen würden von echten Karrieren oder dass sie noch immer weniger Geld bekämen, als Männer, kritisierte Antje. „Dass Frauen besonders von Altersarmut bedroht sind, weil sie diejenigen sind, die in den schlecht bezahlten Berufen arbeiten. Und dies sind häufig die sozialen Berufe, die für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft so eine zentrale Bedeutung haben.“
„Wir müssen Frauen und Männern, insbesondere Alleinerziehenden, die Möglichkeit geben, trotz Kindererziehung Karriere machen zu können“, so Antje. „Alleinerziehende dürfen von Arbeitgebern nicht mehr als ein notwendige Übel angesehen werden.“ Notwendig sei auch eine Familienpolitik, die den Zusammenhalt stärkt. „Familienpolitik bedeutet für mich, Menschen die füreinander Verantwortung übernehmen, dabei zu unterstützen, nach ihren Vorstellungen zu leben.“ Dazu zählten beitragsfreie Krippenplätze, aber auch eine familienfreundliche Arbeitswelt. Notwendig seien eine bessere Förderung von Alleinerziehenden und ausreichender, bezahlbarer Wohnraum für Familien. „Es muss für alle Menschen möglich sein, Familie und Berufswelt unter einen Hut zu bringen.“
Geldbeutel darf nicht über Zukunftschancen entscheiden
Entscheidend für eine gute Zukunft sind zudem gerechte Bildungschancen für jeden. „Es darf nicht sein, dass im 21. Jahrhundert noch immer der Geldbeutel oder die Herkunft entscheidend für die Ausbildung der Eltern ist.“ Dies gelte für den Weg vom der Krippe bis zum Studienabschluss. Antje forderte dafür ein kostenfreies Bildungssystem, dass „die Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes fördert, statt auszusortieren und zurückzulassen.“ Nötig sei der Ausbau von Ganztagsschulen, aber auch eine Kultur der zweiten und dritten Chance. Junge Menschen in unserer Gesellschaft sollten mit dem Wissen aufwachsen, „wenn ich mich anstrenge, kann ich etwas in dieser Gesellschaft erreichen“.
Gesundheit ist ein Grundrecht
Als weiteren, wichtigen Schritt auf dem Weg in eine gerechte und solidarische Zukunft nannte Antje die Bürgerversicherung. Nur eine Bürgerversicherung könne eine Zweiklassengesellschaft bei Gesundheit und Pflege verhindern. Alle Bürger müssten solidarisch in einen Topf einzahlen. Nur wenn dieser Topf gut gefüllt sei, könnten alle Menschen, die darauf angewiesen sind, gut versorgt werden. „Ich will mich für ein Ende der Zweiklassenmedizin einsetzen“, so Antje, „Gesundheit ist keine Ware, sondern ein Grundrecht!“
Dazu gehöre es auch, die Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen deutlich zu verbessern. Antje forderte für diese verantwortungsvolle Aufgabe ein entsprechendes Gehalt. Für eine menschenwürdige Pflege ohne dauerhafte Überbelastung der Pflegenden sei es zudem notwendig, den Stellenschlüssel anzuheben. „Ihr dürft mir glauben, wir befinden uns hier in einem Teufelskreis“, mahnte Antje eindringlich. „Wenn Kollegen krank sind, springen andere Kollegen für sie ein, verzichten auf ihre dringend benötigte Erholungszeit, um den Pflegebedürftigen nicht im Stich zu lassen. Und wenn sie dann drei bis vier Wochen am Stück, ohne einen freien Tag dazwischen, gearbeitet haben – und das ist die Realität – dann werden sie eben auch krank.“
Gemeinsames Verständnis von Grundwerten
Doch auf dem Weg in die Zukunft seien auch Herausforderungen zu bewältigen. „Wir Sozialdemokraten wollen helfen und werden immer an der Seite derer Stehen, die Hilfe benötigen.“ Daher sei es selbstverständlich, den Menschen, die vor Krieg und Zerstörung flüchten, zu helfen. Hier müssten wir alle an der Integration dieser Menschen mitwirken. Es bedürfe eines gemeinsamen Verständnisses von Grundwerten. Wichtigster Baustein hierfür sei die Sprache. „Ohne gute Sprachkenntnisse ist eine Integration nicht möglich“, so Antje.
Rechter Gewalt entgegentreten
Gleichzeitig müsse man aber eine klare Haltung denen gegenüber zeigen, die unser Land spalten wollen. „Wir dürfen rechtsextreme Gewalt und Einschüchterungen nicht ertragen.“ Dem müssten wir mit der ganzen Bandbreite der geltenden Gesetze entgegentreten. „In unserem Land wurde ein schlafender Drache geweckt! Rechte Demagogen nutzen die Ängste der Menschen vor dem Unbekannten und dem sozialen Abstieg.“ Angst sei eine der größten Bedrohungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Bei strittigen Fragen standhaft bleiben
„Wir müssen uns dem entgegenstellen. Wir müssen erklären und aufklären. Wir müssen klarmachen, dass diejenigen auf keinen Fall eine Politik für den kleinen Mann machen werden.“ Der Zulauf zu rechten Parteien müsse für uns Sozialdemokraten ein Aufruf sein, uns gemeinsam für eine solidarische Zukunft einzusetzen. „Auf bei strittigen Fragen standhaft zu sein, dass zeichnet mich aus und das sollte uns Sozialdemokraten auszeichnen!“, forderte Antje die anwesenden Genossinnen und Genossen auf.