

Am Sonntagabend diskutierten im StadtgalerieCafé vier Expertinnen über aktuelle Chancen und Hindernisse von Frauen in Führungspositionen. Die Moderatorin Claudia Puzik, Chefredakteurin von os1.tv, führte das Publikum im überfüllten StadtgalerieCafé durch eine spannende Diskussion mit der Hauptfrage, wie mehr Frauen in Führungspositionen kommen können.
Birgit Bornemann, Geschäftsführerin des Studentenwerks Osnabrück und Oberbürgermeister-Kandidatin, forderte Frauen in Führung auf, andere Frauen zur Übernahme von Verantwortung zu ermutigen. „Manchmal fehlt selbst Frauen mit einem sehr hohen Potenzial das notwendige Selbstbewusstsein und sie zweifeln, ob sie den Anforderungen gerecht werden. Hier müssen wir als Mentorinnen wirken“, so Bornemann. „Und Unternehmen profitieren von Maßnahmen zur Personalentwicklung und zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“ Bornemann hob allerdings hervor, dass es darum gehe, Frauen und Männer durch gute Rahmenbedingungen zu unterstützen, Beruf und Familie in Einklang zu bringen und nicht, Lebensentwürfe vorzugeben. Sie erlebe auch immer häufiger, dass Männer mehr Zeit für die Familie haben möchten.
Dass das gleiche Führungsverhalten bei Frauen und Männern noch immer unterschiedlich bewertet wird,stellte Dr. Alexandra Krone, Personaldirektorin bei dem Osnabrücker Logistikdienstleister Meyer & Meyer, heraus. So werde z.B. Konsequenz bei Männern häufig als Professionalität, bei Frauen hingegen als übertriebene Härte interpretiert. Da Frauen im oberen Management deutlich unterrepräsentiert seien, werde ihr Führungsverhalten zudem besonders kritisch beobachtet. „Die Lösung ist ganz einfach: Mehr Frauen in Führungspositionen“, folgerte Krone.
Krone berichtete, sie erlebe es häufig, dass weibliche Kolleginnen den Konflikt eher scheuen. Man müsse in höheren Positionen aber auch Paroli bieten können, um erfolgreich zu sein und seine Ziele zu erreichen. „Bei meinen Mitarbeiterinnen setze ich deshalb auf ein zielgerichtetes Coaching in Sachen Konfliktvermögen.“
Agnes Bünemann, Geschäftsführerin der cyclos GmbH, beklagte die fehlende Selbstverständlichkeit bei Frauen, in Führung zu gehen. Sie erlebe es oft, dass der Respekt vor der eigenen Leistung nicht ausreichend angenommen werde. Dies sei auch eine Sache der Erziehung. „In Kindergärten und Schulen werden vielfach noch alte, traditionelle Rollenmuster vermittelt“, so Bünemann. Hier müsse sich auch die Politik einmischen, um die Erziehung zu modernisieren.
Dem widersprach Barbara Schwarze, Professorin für Gender und Diversity Studies an der Hochschule Osnabrück. Die Verantwortung solle nicht immer den Frauen zugeschoben werden. „Wir haben nicht zu wenige Frauen, die führen wollen.“ Häufig gebe es unüberwindbare Hindernisse für Frauen auf dem Weg in Führungspositionen. Schwarze sprach in diesem Zusammenhang von der sogenannten gläsernen Wand oder gläsernen Decke. „In einer zweiten Stufe nach dem Einstieg erleben viele junge Frauen, dass Männer ohne erkennbaren Grund an ihnen vorbeiziehen und schneller aufsteigen. Dies führt häufig zu Frust und einer Neuorientierung in Richtung Ausstieg und Gründung oder auch Familie“, erklärte Schwarze. Ein wichtiger Baustein sei daher die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Bornemann sah es als zentralen Punkt an, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch mehr zu fördern. Dazu gehöre auch der Ausbau weiterer qualifizierter Betreuungsangebote. „Mit diesen weichen Standortfaktoren kann eine Kommune auch bei Fach- und Führungskräften punkten. Sie entscheiden sich leichter für Osnabrück, wenn wir familienfreundliche Rahmenbedingungen bieten.“
Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmerinnen darin, dass die unterschiedlichen Führungsstile und Erfahrungen von Frauen und Männern ein Gewinn für jedes Unternehmen seien.
Personen auf den Fotos (v.l.n.r.):
Agnes Bünemann, Geschäftsführerin der cyclos GmbH
Birgit Bornemann, Geschäftsführerin des Studentenwerks Osnabrück und OB-Kandidatin
Moderatorin Claudia Puzik, Chefredakteurin von os1.tv
Barbara Schwarze, Professorin für Gender und Diversity Studies an der Hochschule OS
Dr. Alexandra Krone, Personaldirektorin bei dem Osnabrücker Logistikdienstleister Meyer & Meyer