Aus der Erinnerung Mut zum Widerstand gegen Unrecht und Menschenverachtung schöpfen

Am 69. Jahrestag des Stauffenberg-Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 haben die Osnabrücker Sozialdemokraten der sozialdemokratischen Opfer des Nationalsozialismus in Osnabrück gedacht. Im Anschluss an die offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt legte SPD-Oberbürgermeisterkandidatin Birgit Bornemann einen Kranz am Mahnmal an der Dominikanerkirche nieder.

Als Vertreterin der Stadt hatte zuvor Bürgermeisterin Karin Jabs-Kiesler den Stellenwert der Kranzniederlegung als Moment des Gedenkens und Erinnerns bezeichnet. „Es gilt mehr denn je, offen und entschlossen Zeichen zu setzen gegen alles Verdrängen und Verharmlosen, gegen Desinteresse und Gleichgültigkeit.“ Dies sei gerade in heutiger Zeit wichtig, in der bei allem Neonazismus offenbar werde, „wie viel Überreste des Systems in machen Köpfen wieder aufleben“. Es gelte, den Mut der Männer des 20. Juli zu würdigen und „selbst den Mut zum Handeln und Reden überall dort zu fassen, wo es geboten erscheint.“

Birgit Bornemann betonte in ihrer Ansprache, dass am 20. Juli 1944 stets zu Recht der couragierten Wehrmachtsangehörigen, für die der Name Graf Stauffenberg steht, gedacht werde. Sie erinnerte daran, dass dieser Tag auch mit Opfern aus der Arbeiterbewegung verknüpft sei. Im Nachgang zu dem Attentat seien in der „Aktion Gewitter" vorwiegend Sozialdemokraten und auch Kommunisten verhaftet und zum großen Teil ermordet worden. „Keine andere deutsche Partei steht bis heute für einen so langen Kampf für Menschenwürde, für Demokratie und für Gerechtigkeit", sagte Bornemann mit Blick auf das 150. Jubiläum der Sozialdemokratie in diesem Jahr.

Zu den von Nationalsozialisten Ermordeten zählen die vier Osnabrücker Sozialdemokraten Heinrich Niedergesäß, Wilhelm Mentrup, Heinrich Groos und Fritz Szalinski. Niedergesäß und Mentrup starben kurz vor Kriegsende auf einem sogenannten Häftlingsschiff, das von den Nationalsozialisten bewusst den alliierten Luftangriffen ausgesetzt wurde, nachdem sie zunächst ins Arbeitszuchtlager Ohrbeck und dann ins KZ Neuengamme deportiert worden waren. Groos und Szalinski wurden ebenfalls nach Neuengamme verschleppt und dort ermordet.

Bornemann verwies auch auf die Geschichte von Demokraten, die Widerstand und Verfolgung überlebt hatten. „Ohne entschiedene Demokraten wie Hans Wunderlich oder Walter Bubert wäre der Wiederaufbau Osnabrücks und der gesamten Bundesrepublik nicht denkbar gewesen.“ Demokratie könne nur dauerhaft gefestigt werden, wenn Rassismus und Faschismus aktiv bekämpft würden. „Erinnern wir uns an die Opfer im ehrendem Angedenken“, rief Bornemann abschließend die Zuhörer auf. „Schöpfen wir aus der Geschichte aller überlebenden Widerstandskämpfer den Mut, dass sich ein solcher Widerstand gegen Unrecht lohnt.“
 

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