Internationaler Frauentag und Equal Pay Day – eine „gute“ Kombination?

Liebe Genossinnen und Genossen, 150 Jahre SPD, 102 Jahre Weltfrauentag, nur noch 22 % Gehaltsunterschied - ein Grund zum feiern? - Wohl eher nicht! Der Equal Pay Day (EPD) steht dieses Jahr unter dem Motto "Lohnfindung in den Gesundheitsberufen - viel Dienst, wenig Verdienst".

Ulrike Martin,
Vorsitzende ASF Osnabrück-Stadt

Die Mehrzahl der Beschäftigten in der Gesundheitsbrache ist weiblich. Dies hat viele Gründe und kann nicht nur darauf reduziert werden, dass Männer sich nicht für Arbeiten mit geringen Entgeltaussichten interessieren. Auch ist die Annahme falsch, dass Frauen sich genetisch bedingt für soziale Themen mehr interessieren und einsetzen. Wahr ist: Zu viele sind noch so erzogen worden– und das seit Generationen.

Auch im 21. Jh. haben wir die alten Geschlechterrollen noch nicht überwunden. Wir wollen Gesetze schaffen zur Entgeltgerechtigkeit, zur Quotenregelung, zur Gleichberechtigung. Damit bekämpfen wir aber nicht die Ursachen der Ungleichheit, nur die Ergebnisse.  Die Basis hierfür findet sich in unseren Köpfen, von Frauen und Männern. Gem. Pressemittelung des Statistischen Bundesamtes liegt der Gender Pay Gap seit Jahren auf gleichem Niveau. 2/3 der Lohnlücke lassen sich auf arbeitsplatzrelevante Merkmale zurückführen (Teilzeit, ungleiche Besetzung von Positionen, Berufswahl etc.) aber 1/3 (!), also ca. 8 % lassen "sich nicht auf strukturell unterschiedliche arbeitsplatzrelevante Merkmale zurückführen" (z. B. Mutterschutzzeiten). Dies bedeutet im Umkehrschluss: Egal was Frauen beruflich auch machen, sie verdienen immer weniger als Männer.

Gerade zu zynisch: Gemäß einer Studie des IW liegt der Gehaltsunterschied nur bei 2 %. Auch hier werden die arbeitsplatzrelevanten Merkmale herausgerechnet. Die Lohnlücke liegt dann noch bei 11 %. Diese entstehen durch familienbedingte Auszeiten, die sich aber auf unter 2 % reduzieren lassen, je geringer sie ausfallen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: wir haben Lohngleichheit unter der Voraussetzung, dass keine Kinder mehr geboren werden bzw. Angehörige gepflegt werden. Gleichzeitig bedeutet dies auch, dass Frauen zu 100 % selber Schuld sind an dieser Ungerechtigkeit. Letztendlich dürfen Frauen keine Kinder mehr bekommen und nur noch außerhalb des sozialen Sektors arbeiten, dann haben sie die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt wie Männer und verdienen gleich viel.

Ist das Problem so einfach zu lösen? NEIN! – Wir müssen weg von billigen Rechenversuchen, die eine soziale Ungerechtigkeit zu manifestieren suchen hin zu einer Gesellschaft, in der das Individuum als solches wert geschätzt wird und nicht nur als Humanfaktor für wirtschaftlichen Wachstum. Und wir müssen weg von dem Gedanken, dass Arbeit „am Menschen“ weniger wert ist als eben dieses wirtschaftliche Wachstum.
Deshalb gehören dieses Jahr der internationale Frauentag und der EPD zusammen. Wenn wir wirklich feiern wollen, dann müssen wir hier ansetzen.

Wir müssen umdenken und nicht nur ändern, wenn wir unser Land nach vorne bringen wollen. Dies gilt für Niedersachen und auch auf Bundesebene. Und wir schaffen dies nur zusammen!

In diesem Sinne
Eure Ulrike Martin
Vorsitzende ASF Osnabrück-Stadt