Bewerbungsrede von Antje Schulte-Schoh zur Landtagskandidatenwahl am 10.03.

Liebe Genossinnen und Genossen, auch ich bewerbe mich heute um die Landtagskandidatur für die Landtagswahl 2013. Ich danke euch dafür dass ihr euch in den letzten Wochen in den Ortsvereinen die Zeit genommen habt für viele interessante Gespräche und manch guten Meinungsaustausch.

Antje Schulte-Schoh mit Sevda Yildirim und Jens Martin
Antje Schulte-Schoh mit Frank Henning und Tiemo Wölken nach der Wahl zur Landtagskandidatin im Wahlbereich 78

Das Zusammensein und die Auseinandersetzung mit anderen Menschen, die Gespräche und Diskussionen, die sich dabei entwickeln, sind für mich die wertvolle Basis für Politik, die dem Menschen, seinen Bedürfnissen und seinen Wünschen zugewandt ist, die dadurch Transparenz erfährt und nicht hinter verschlossenen Türen stattfindet, wo sie definitiv nicht hingehört.

Bei den Menschen sein, hinhören was sie bewegt und ihre Interessen vertreten das ist für mich ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit, das macht mich aus und das soll auch in Zukunft so sein. Nicht alle kennen mich deshalb stelle ich mich kurz vor:

Ich bin Antje Schulte-Schoh, 48 Jahre alt, verheiratet und Mutter einer 15 jährigen, ganz wunderbaren Tochter, die das Ratsgymnasium besucht.
Beruflich leite ich zwei Senioreneinrichtungen und trage die Verantwortung für 70 Senioren mit unterschiedlichem Pflege-und Hilfsbedarf, sowie 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
 

Die Verantwortung in diesem Bereich zeigt mir jeden Tag, wo Politik, insbesondere die Politik dieser Landesregierung, noch großen Handlungsbedarf hat, damit alte Menschen würdevoll und mit Qualität gepflegt werden können.
In der Freizeit engagiere ich mich seit Jahren ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen:
Gründungs- und Vorstandsmitglied im Nachbarschaftshilfeverein „ Brücken bauen in Eversburg“
Vorstandsmitglied der Elterninitiative „ Rabenkinder e.V.“, eine Kita mit Plätzen auch für unter 3jährige Kinder
Gründungs- und Vorstandsmitglied von „ Wir in Atter“
Elternvertreterin in der Klasse meiner Tochter

Ausserdem bin ich Mitglied im Förderverein der Grundschule und im Sportverein Atter, bei verdi und selbstverständlich in der SPD.

Im Oktober 2002 wurde ich in den Ortsrat Atter gewählt und habe dort erste politische Erfahrungen gemacht. Ein ganz besonderer Erfolg war für mich die Errichtung des Hortes in Atter mit inzwischen 30 Plätzen, dafür haben wir richtig gekämpft. Da habe ich erlebt, dass Politik etwas bewirkt und bewegt und sogar Spass macht. Dies bewog mich auch zur Teilnahme am Mentoringprogramm des Landes Niedersachsen „ Politik sucht Frauen“

2011 kandidierte ich für den Rat. Seit der Wahl bin ich hinzugewähltes Mitglied in der Stadtratsfraktion für die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, ich bin Mitglied im Unterbezirksvorstand, und stv. Vorsitzende in meinem Ortsverein.

Was könnt ihr von mir in der Landtagsarbeit erwarten?
Als erstes ist klar, werfe ich meine gesamte berufliche Kompetenz in die Waagschale, um für Verbesserungen und gegen die katastrophale Situation in der Altenpflege zu kämpfen. Im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel ist das Thema Pflege in aller Munde

Fakt ist:
Der Pflegeberuf erfordert ein Höchstmaß an Verantwortung. Er bringt hohe physische und psychische Belastungen mit sich. Er leidet bereits jetzt unter einem spürbaren Fachkräftemangel. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege werden mit einem nicht enden wollenden Wust an Dokumentationsaufgaben zusätzlich belastet. Zur Zeit versorgen wir in Niedersachsen 260.000 Pflegebedürftige und diese Zahl wird bis zum Jahr 2050 auf über 400.000 Menschen mit Pflegebedarf ansteigen.
 

Damit auch in Zukunft eine qualifizierte und dem Menschen zugewandte Pflege geleistet werden kann, benötigen wir jährlich 2000 Schülerinnen und Schüler, die sich für den Pflegeberuf entscheiden.
Das tun sie heute nicht!!
Deshalb muss auf Landesebene
das Schulgeld für die Altenpflegeausbildung zu 100 % abgeschafft. werden. Mit 80%, wie Fr. Ministerin Özkan dies tut, können wir nicht zufrieden sein!
Die Ausbildung muss umlagefinanziert werden, denn kein Betrieb darf dafür bestraft werden, dass er ausbildet.
der bürokratische Anteil in der Pflege muss auf ein Minimum reduziert werden, diese Zeit sollte der Pflege am Menschen gehören.
alle Pflegeberufe müssen angemessen bezahlt werden.

88% der Beschäftigten in der Pflege sind Frauen; davon sind 61% teilzeitbeschäftigt! Und das ist nicht nur in den Pflegeberufen so. Die typischen Frauenberufe sind in der Regel schlecht bezahlt und bieten kaum Aufstiegsmöglichkeiten Viele Frauen arbeiten nur in Teilzeitjobs.
67 % der Inhaber von Minijobs in Deutschland sind Frauen.

Mit ein bisschen Nachdenken wird eines schnell klar:
Die Altersarmut, besonders unter Frauen wird ein weiteres gesellschaftspolitisches Problem.

Über 50% der Hochschulabsolventen sind Frauen!
Angesichts des anstehenden Fachkräftemangels können wir es uns absolut nicht leisten, auf diese gut ausgebildeten Frauen zu verzichten! Das ist nicht nur bildungspolitisch ein Desaster, sondern insbesondere wirtschaftspolitisch. Von der Gleichstellung brauche ich hier gar nicht reden!
Wir müssen den Frauen Chancen eröffnen in Vollzeitbeschäftigung tätig zu sein, ihnen Möglichkeiten bieten sich weiter zu qualifizieren um berufliche Aufstiegsmöglichkeiten nutzen zu können.
Voraussetzung dafür sind ausreichend Betreuungsplätze auch für Kinder unter 3 Jahre. Ich weiß, das Land hat die finanzielle Verantwortung auf die Kommunen abgeschoben. Wir müssen gemeinsam Auswege aus diesem Dilemma finden um die qualifizierte Betreuung der Kinder zu gewährleisten.

Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich junge Familien in den Kommunen willkommen fühlen und sich Väter und Mütter gleichermaßen beruflich voll einbringen und entwickeln können. Das ist Geschlechter gerechte, moderne Familienpolitik. Nicht nur im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat die Bedeutung von frühkindlicher Bildung berechtigterweise zugenommen. Sie legt den Grundstein für die folgende Bildung und Entwicklung des Kindes. Sie soll Kompetenzen vermitteln, die eine erfolgreiche Bildungskarriere in der Schule ermöglicht. Sie ist die Basis für wechselseitige Anerkennung und ein faires Miteinander, ein wichtiger Punkt in der Entwicklung und Erziehung unserer Kinder.
Wenn wir diese Punkte berücksichtigen, erkennen wir sehr schnell die Unsinnigkeit der Herdprämie, die von der Bundesregierung ab 2013 gezahlt wird, sie ist definitiv ein Schritt in die falsche Richtung ist!
Da wird mehr Geld ausgegeben (nämlich 2 Mrd. €) um qualifizierte Fachkräfte von der Arbeit fernzuhalten, anstatt das Geld in den Bau und Betrieb von Krippen zu investieren, in denen die Kinder qualifiziert betreut und gefördert werden.
Kürzlich habe ich den sehr treffenden Satz gehört
„Es ist kein Geld da für Bildung, aber genug Geld für keine Bildung.“

Selbst in hartgesottenen CDU Kreisen wird nicht mehr bestritten, dass unser Schulsystem ungerecht und uneffektiv ist. Das treibt uns Sozialdemokraten ja bekanntlich schon länger um. Es ist an der Zeit, diese Erkenntnis in eine konkrete Politik umzusetzen!

Die Schule von vorgestern kann nicht die Anforderungen von heute und schon gar nicht die von morgen erfüllen. Wir brauchen volle Ganztagsschulen,
wir brauchen weitere integrierte Gesamtschulen, die mit ihrer hohen Durchlässigkeit dafür sorgen können, möglichst vielen Kindern einen höherwertigen Schulabschluss zu ermöglichen. Und wir brauchen auf gar keinen Fall ein Gesetz, dass die Errichtung von Gesamtschulen erschwert oder um es drastischer zu sagen verhindert, indem es eine 5Zügigkeit verlangt.
Diesen Fehler der schwarz-gelben Landesregierung gilt es 2013 dringend zu korrigieren!

Inklusion ist in aller Munde, das haben wir heute auch schon gehört.
Schüler und Schülerinnen mit Behinderungen haben nun einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Regelschule. Das Land Niedersachsen muss die UN Behindertenrechtskonvention und das Recht auf inklusive Bildung landespolitisch umsetzen. Lange haben wir der jetzigen Landesregierung in den Ohren gelegen, sich auf den Weg zu machen. Nun ist ein Gesetzentwurf erarbeitet worden, in dem wichtige sozialdemokratische Forderungen mit eingeflossen sind.
Aber das ist nur die Spitze des Eisberges, die größte Herausforderung ist die Umsetzung, dieser Aufgabe gilt es sich zu stellen.

Große Herausforderungen, wichtige und große Felder, die es zu beackern gilt.
Willi Brandt hat einmal gesagt: „Wer morgen sicher leben will, muss heute für Reformen sorgen!“
Wir müssen jetzt hinschauen, wir müssen jetzt handeln und die Weichen stellen für eine gerechte und soziale Politik in unserem Land.

Dafür stehe ich und konkret wie ihr gerade gehört habt
eine moderne Familienpolitik, für Frauen und Männer
bestmögliche Bildung für alle, von Anfang an
kommunalverträgliche Finanzierung der Kinderbetreuung
sozialverträgliche Umsetzung der Inklusion
und eine menschenwürdige Pflege, die ihren Namen auch verdient

Dafür brauche ich eure Unterstützung!
Vielen Dank fürs Zuhören!